Das minenjagdboot Weilheim M1077 im Marinemuseum in Wilhelmshaven.

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1955-1990

Am 04. April 1949 verpflichteten sich 12 Staaten zum gemeinsamen Handeln auf militärischem und politischen Gebiet. Der Nordatlantikpakt, die NATO, war geboren. Im selben Jahr führten die hohen Kommissare der drei westlichen Besatzungsmächte Gespräche mit Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer über einen Verteidigungsbeitrag Deutschlands. Deutsche Experten legten im Herbst 1950 mit der Himmeroder Gedenkschrift erste Gedanken zur Aufstellung zukünftiger deutscher Streitkräfte vor. Ende des Jahres begannen die Vorarbeiten für die Europäische Verteidigungs Gemeinschaft (EVG) durch den "Beauftragten des Bundeskanzlers für die mit der Vermehrung der alliierten Truppen zusammenhängenden Fragen" und zwanzig seiner Mitarbeiter. Ab 1951 gehörte auch eine kleine Marinegruppe dazu. Ab Oktober 1951 liefen Gespräche über eine europäische Marine. Der deutsche Anteil sollte sich auf Hafenschutzsperren und Küstenbatterien beschränken, später wurden auch schwimmende Einheiten und Marineflieger vorgesehen. Am 30. August 1954 wurde Vertrag über die Europäische Verteidigungs Gemeinschaft durch das französische Parlament verworfen. Der bereits 1953 in der Bundesrepublik ratifizierte Vertrag war damit hinfällig, die EVG gescheitert.

Einige Monate später, am 09. Mai 1955 wurden die Pariser Verträge unterzeichnet, die unter anderem die Beendigung des Besatzungsstatus, den Beitritt zur Westeuropäischen Union und der NATO beinhalteten. Nun waren die Voraussetzungen für die neuen deutschen Streitkräfte geschaffen.

Die ersten Planungen zur Ausrüstung, zum Auftrag und Einsatz der Bundesmarine beruhten auf der Überlegungen, durch offensiv geführte Verteidigung im Ostseeraum Landungen der Kräfte des Warschauer Paktes im norddeutschen Raum und Dänemark zu verhindern. Durch eigene Landungsoperationen an der Küste der DDR, in Mecklenburg-Vorpommern, sollten die "Vornverteidigenden Landstreitkräfte" unterstützt werden. Die Ostseezugänge mussten zuverlässig gesperrt werden, um zu verhindern, dass größere gegnerische Seestreitkräfte in die Nordsee und den Atlantik durchbrechen und Nachschub den Gegner über die Ostsee erreicht. Hierbei musste aber die Bewegungsfähigkeit der eigenen Seestreitkräfte gewährleistet sein, dies erforderte entsprechend Minenabwehreinheiten. Kaum einer der Bündnispartner verfügte über entsprechende Einheiten diese Aufgaben in den engen und nicht sehr tiefen Gewässern der Ostsee durchzuführen, sodass hier die Bundesmarine gefordert war kleine aber effektive Einheiten in Dienst zu stellen.

In der Nordsee waren die Zugänge zu den Häfen zu sichern, das hieß, die Gewässer der Deutschen Bucht mussten minenfrei gehalten, so dass auch hier Minenabwehreinheiten gefordert waren. Der deutsche Anteil für den Minenkrieg sah 24 Küstenminensuchboote, 30 schnelle Minensuchboote, 2 Minenschiffe und 10 Hafenschutzboote vor. Am 12. November 1955 wurde die Bundeswehr als neue Streitkraft der Bundesrepublik Deutschland gegründet. Mit der Einberufung der ersten Freiwilligen nach Wilhelmshaven-Ebkeriege begann am 02. Januar 1956 die Aufstellung der Bundesmarine. Zwei Wochen später, am 16. Januar 1956, wird in Wilhelmshaven eine Marinelehrkompanie aufgestellt. Viele der Vorgesetzten kamen von der Labor Service Unit (LSU). Fünf Monate später, am 2. Mai 1956, nahm das Kommando der Flottenbasis in Wilhelmshaven-Sengwarden den Dienst auf. Sechs Wochen später am 15. Juni 1956 folgte das Kommando Seestreitkräfte. Flottillenadmiral Johannesson wird erster Befehlshaber. Bereits am 16. Mai 1956 wurde das 1. Schnelle Minensuchgeschwader mit 12 Räumbooten der ehemaligen Kriegsmarine in Wilhelmshaven in Dienst gestellt, die ersten vier Boote trafen am 6. Juni 1956 in Wilhelmshaven ein. In Bremerhaven folgte am 1. Juni 1956 das 2. Hochseeminensuchgeschwader mit 6 Booten. Am 01. Oktober 1957 wurde das Kommando der Minensuchboote in Cuxhaven aufgestellt. Aus Beständen der amerikanischen Labor Unit (B) wird am 02. Oktober 1956 das 3. Schnelle Minensuchgeschwader in Bremerhaven aufgestellt, welches im November des Jahres mit 10 Booten komplett war. Zwei Minensuchgeschwader werden am 1. April 1957 der Nato unterstellt.

Anfang der sechziger Jahre stellte sich heraus, dass die Planungen zu amphibischen Operationen unrealistisch war. Die militärischen Kräfteverhältnisse in Europa ließen eine solche Operation nicht zu, des Weiteren hatten die Verbündeten keine entsprechenden Absichten. Es zeichnete sich aber ab, dass es in der Ostsee vorrangig darum gehen musste, eine sowjetische Landung gegen die deutschen und dänischen Küsten abzuwehren. Denn mit einer solchen erfolgreichen Operation hätte die sowjetische Marine freie Ostseezugänge und die baltische Flotte Zugang zur Nordsee und dem Atlantik. Die Bundesmarine sollte nun in der Ostsee zusammen mit der dänischen Marine Landungen abwehren und die Ostseeausgänge für sowjetische Kriegsschiffe sperren. Die Verstärkung und Versorgung der Landstreitkräfte des Warschauer Paktes sollte mit der Sperrung der Ostsee vor jeglichen gegnerischen Schiffsverkehr unterbunden werden. In der Nordsee sollte die Bundesmarine einen Beitrag zur Sicherung der eigenen Seewege leisten, damit im Krieg alliierte Verstärkung in deutsche, dänische und niederländische Häfen transportiert werden konnte. Um diese Aufgaben zu erfüllen, bekam die Bundesmarine in den siebziger und achtziger Jahren neues Material. 40 moderne Flugkörper-Schnellboote, 24 U-Boote, sehr moderne Minensysteme, 112 Jagdbomber TORNADO und acht Fregatten mit Hubschraubern. Zwei Drittel der Marine waren im Ostseeraum stationiert und konnten jetzt zusammen mit der dänischen Marine einen gegnerischen Landungsverband schon weit vor der Küste, kontinuierlich bekämpfen. Entsprechend ihrer Aufgabenstellung hatte das Operationsgebiet der Bundesmarine zunächst nur Nord- und Ostsee umfasst, wobei die Linie Dover-Calais im Westen und der 60. Breitensparallel im Norden die Grenze für Einsatzplanungen, jedoch nicht für Ausbildungsreisen bildeten. Diese nationale Einsatzbeschränkung wurde im Juni 1980 aufgehoben. Als Einsatzgebiet galt nunmehr der gesamte sogenannte Nordflankenraum der NATO

Küstenminensuchboote:

Küstenminensuchboot M 1080 Marburg.
-> KM-Boote Lindau-Klasse (Typ-Klasse 320)
Küstenminensuchboot M 1250 Vegesack in Wilhelmshaven im Juli 1963.
-> KM-Boote Vegesack-Klasse (Typ-Klasse 321)
Minenjagdboot M 1077 Weilheim.
-> Minenjadboote Lindau-Klasse (Typ-Klasse 331)
Hohlstablenkboot M 1073 Schleswig.
Hohlstablenkboote Lindau-Klasse (Typ-Klasse 351)

Bildnachweis

Titelbild, Werner Willmann, CC BY 2.5 DEED

Typ-Klasse 320, Wolfgang Fricke, CC BY-SA 3.0 DEED